Research Transformation – Transforming Research
Die Bewegungen der letzten Jahre haben neue Fragen aufgeworfen: Occupy, Indignados, der arabische Frühling – sie schienen aus dem nichts zu kommen, «nobody expected the spanish revolution« war eins der bekanntesten Schilder aus den Protesten. Warum entschließen sich Menschen zum Protest, warum bleibt er häufig aus, wenn er – aus Perspektive der Aktiven, die sich Verbreiterung wünschen – so notwendig erscheint? Dabei ist es eine besondere Herausforderung an emanzipatorische Forschung, diese Fragen so aufzugreifen und zu bearbeiten, dass die Subjekte des Protestes dabei nicht unter der Hand zu Objekten der Forschung/Be- Forschung gemacht werden, ihr Handeln nur als Reaktion auf bestimmte Konstellationen und Bedingungen abgebildet wird – sie also theoretisch oder konzeptionell gerade um den Aspekt der Handlungsfähigkeit, der Gestaltung der Welt gebracht werden. Das Verhältnis von Wissenschaftlichkeit und Parteilichkeit ist spannungsreich. Welche Methoden und Konzepte werden der Subjektivität der Handelnden gerecht, ohne Selbstwahrnehmungen nur zu doppeln?
Im Mittelpunkt der Tagung steht die Frage, wie Protest, Widerstand und Transformation als Teil und Gegenstand von emanzipatorischer Forschung zu verstehen sind. In der Tradition militanter Untersuchungen, Aktions- und Handlungs- und partizipatorischer (Bewegungs-)Forschung werden Zugänge zu diesen Fragen gesucht. Gleichzeitig haben die Aktiven selbst Interesse an Auswertung, Reflexion und Weiterentwicklung der eigenen Praxis. Internationale Erfahrungen aus Bewegungs- und Subjektforschung – von politisch Aktiven wie dem akademischen Kontext – sollen vorgestellt und reflektiert werden. Was sind konzeptionelle und forschungspraktische Probleme, wie können diese so bearbeitet werden, dass gemeinsame Veränderungsperspektiven entstehen können?
Konferenzsprache: deutsch/englisch (Simultanübersetzung)
Programm
Samstag, 17. November
15h Begrüßung (Christina Kaindl)
15.15 bis 17.30h Transforming Research – Research Transformation
- Nik Theodore (Center for Urban Economic Development, Univ. Chicago): Participatory research - part of a transformational project?
- Dieter Rucht (Berlin): Bewegungsforschung zwischen Parteilichkeit und methodischer Distanz.
- Maria Elena Torre (City University New York): Critical participatory research as part of a counter-hegemonic strategy?
17.30 bis 18.30 Abendessen / Buffet
Widersprüche fruchtbar machen – Erfahrungen aus empirischer Forschung.
18.30 bis 21.00 Widersprüche und Erfahrungen I
- Moritz Rinn (Hamburg): Wessen Konflikte, welche Kämpfe? Bewegung*Forschung*Subjekt*Objekt
- Daniel Knopp (FelS Berlin): Reflexionen aus der Praxis einer militanten Untersuchung
- Dario Azzellini (Univ. Linz): Soziale Bewegungen als gesellschaftsverändernde Kraft und das Primat der konstituierenden Macht
Sonntag, 18. November
10.00 bis 12.30 Widersprüche und Erfahrungen II
- Thomas Goes (Univ. Jena): Prekarisierte Beschäftigte – Konkurrenzgetriebene Individualisten, autoritäre Populisten oder sich mobilisierende Solidargemeinschaft im Werden?
- Leiv Voigtländer (Oldenburg): Parteiliche Forschung mit Erwerbslosen?
- Marion Hamm (Univ. Luzern, angefr.)
12.30 bis 13.30 Mittagspause / Essen
13.30-15.30 Widersprüche und Erfahrungen III
- Jenny Künkel (Univ. Frankfurt/M.): Recht auf Straße statt „Not in my backyard“ – Soziale Kämpfe um den öffentlichen Raum der neoliberalen Stadt
- Josh Brem-Wilson (University of Bradford): Standing in solidarity — maintaining distance? Exploring methodological and ethical dynamics of participatory research with food social movements
- Tom Wakeford (University of Edinburgh)
16.00 bis 18.00 Aus dem Handgemenge: Die neuen Bewegungen gegen Krise und Kürzungspolitik
- Isabell Lorey (Berlin): Versammlung und Organisierung in der Occupy Wall Street- und der 15M-Bewegung
- Flo Becker (Institut für Gesellschaftsanalyse, RLS)
- Mario Candeias (Institut für Gesellschaftsanalyse, RLS)
Anhang | Größe |
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hz_a5_research_transformation_web.pdf | 99.11 KB |