Linke Geschichte und Geschichtspolitik
Don´t look back in anger – so heißt sie, die aktuelle Ausgabe der arranca! #44, die anlässlich des 20-jährigen Jubiläums von FelS entstanden ist. Ja, wenn wir doch nur mehr zurückschauen würden. Oder müssen wir gar nicht? Weil´s auch so läuft?
Was uns vor der Ausgabe umgetrieben hat, hat mit einer vagen Ahnung angefangen. Mit der vagen Ahnung, dass ein Generationenknick jedes Mal neu für ein Abreißen von Tradierung linker Erfahrung und Wissen sorgt. Dann nämlich, wenn es die meistens Anfang Dreißigjährigen wieder aus der Bewegungslinken heraus katapultiert und die Linke eine relativ homogene Menge von Leuten in den Zwanzigern bleibt. Ein Austausch über die Generationen hinweg findet kaum statt, Erfahrungen müssen immer neu erarbeitet werden und dabei alte Fehler im schlechtesten Fall immer wieder neu aufgelegt.
„Insgesamt ist wenig Reflexion über die Notwendigkeit von Geschichtsschreibung herausgekommen.“ Das mussten wir im Editorial zur aktuellen Nummer feststellen. Vielleicht funktioniert´s besser mit Mikro statt Stift, sagen wir also zuversichtlich und laden uns deswegen kompetente Gesprächspartner_innen ins Studio ein, um mit ihnen über viele Fragen zu sprechen: Über die Notwendigkeit von Geschichtsschreibung linker Politik, über die „Heimatlosigkeit“ einer radikalen Linken, die auf jeden Fall so tut, als bewege sie sich in einem geschichtslosen Raum. Vielleicht weil unsere Eltern und Großeltern für gewöhnlich eher Nazis waren als Widerstandskämpfer_innen? Und weil es mit dem Nationalsozialismus starke und wichtige linke Traditionen wie die Arbeiter_innenbewegung zerschlagen hat? Und schließlich – wer von den in der BRD Aufgewachsenen ist schon in einer kommunistisch geprägten Familie groß geworden? Und was bedeutet die Erfahrung (und das Scheitern) des real existierenden Sozialismus eigentlich für uns als Linke? Welche Bedeutung kriegt `89, wenn wir nach der Geschichte linker Bewegungspolitik in Deutschland fragen? Welche Rolle spielt die Geschichte der radikalen Linken in der DDR?
Ein Haufen dumpfer Gefühle und eine Menge Fragen also. In dieses Gewirr können wir in dieser Sendung hoffentlich ein wenig Licht bringen - und nicht zuletzt vielleicht eine Antwort auf eine Frage finden, die man kurz und mit etwas Pathos so formulieren kann: Wären wir erfolgreicher, wenn wir die Erfahrungen aus den Kämpfen von gestern mit ins Heute und Morgen nehmen würden?
Hört die Sendung live am Donnerstag, 10.11. zwischen 20 und 21 Uhr auf Radio Corax (im Stream http://streaming.fueralle.org:8000/corax.mp3.m3u oder im Raum Halle unter UKW 95,9) oder in der Wiederholung am Freitag, den 11.11. von 11 bis 12 Uhr!