Hunderte umzingeln das Hotel Adlon

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Adlon-Ent-Führung 20.11.09

Protest beim Führungstreffen von Politik und Wirtschaft in Berlin

Am frühen Abend des 20. Novembers haben etwa 500 DemonstrantInnen, darunter viele Studierende, das "SZ-Führungstreffen Wirtschaft 2009" im Berliner Nobelhotel Adlon umzingelt. Einige der Protestierenden drangen zu dem Treffen von Politikern und Wirtschaftsfunktionären vor, entrollten dort ein Transparent und riefen Parolen.

Die Aktion zivilen Ungehorsams begann mit einem "Ent-Führungstreffen" im Innenhof der Humboldt-Universität, bei dem u.a. der italienische Politikwissenschaftler und Aktivist Antonio Negri über die Auswirkungen der Wirtschaftskrise im Bildungsbereich sprach. Negri erklärte: "Wir wollten nicht die Krise und wir werden sie nicht bezahlen. (...) Dem Kapital geht es darum die Welt auszubeuten, aber wir wollen die Freiheit!"

Die Polizei war sichtlich überfordert von den Kleingruppen der Protestierenden, die polizeiliche Absperrungen auf unterschiedlichen Wegen umgingen und sich dann rund um das Hotel am Pariser Platz sammelten. Das Vorgehen der Demonstrierenden erinnerte an die "Block G8"-Aktionen, denen es 2007 gelang, den G8-Gipfel in Heiligendamm über mehrere Tage faktisch lahmzulegen. Polizeikräfte setzten in einzelnen Fällen Tränengas ein und nahmen etwa 15 Personen in Gewahrsam. Alle wurden laut Ermittlungsausschuss vor Ort wieder freigelassen.

Die Interventionistische Linke (IL) beteiligte sich an dieser Massenaktion des zivilen Ungehorsames, um ihre Kritik an der Form und dem Inhalt des Führungstreffens zu artikulieren. "Nur ein Jahr, nachdem der Crash auf den Finanzmärkten das Scheitern des Kapitalismus deutlich vor Augen führte, beraten sich nun Unternehmer und Vertreter der neuen Bundesregierung darüber, wie sie die Folgen ihrer Krise auf die unteren und mittleren Einkommensgruppen abladen. Das ist absurd und macht uns wütend! Wir brauchen diese Führung nicht! Darum blasen wir, ähnlich wie zum G8-Treffen in Heiligendamm 2007, zur Ver-Führung zur Revolte." heißt es in dem Aufruf der Interventionistischen Linken.

Der Titel "Ent-Führung" spielt dabei auf momentane Protestformen in Frankreich an. Mehrere Forderungen der Beschäftigten konnten hier durch Entführung und sozialen Einschluss ihrer Manager durchgesetzt werden. "Unser 'Ent-Führungstreffen' ist eine symbolische politische Aktion: sozialer Einschluss für das Treffen der selbst ernannten 'Führung'. Eine Art soziale Unruhe: im kreativen Protest umzingeln 'Ent-Führungskräfte' das Treffen der Führungskräfte. Studierende und SchülerInnen werden gemeinsam mit Erwerbslosen und Beschäftigten ihre Wut artikulieren.", so die IL.

Die Aktion soll eine erste Warnung an die neue Bundesregierung sein: eine Kampfansage. Die Interventionistische Linke wird als Teil der sozialen Bewegungen gegen den Sozialabbau, Massenentlassungen, das Bürgergeld, die Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken, Abschiebehaft, Krieg sowie die geplante Kopfpauschale im Gesundheitsbereich kämpfen und jeden Schritt der Regierung und Manager genau beobachten.

Rede von Antonio Negri online: http://www.youtube.com/user/felsTV

Adlon-Sicherung 20.11.09