Aktionstag: "Lager Motardstraße schließen"

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Dritter globaler Migrations-Aktionstag am 7. Oktober 2006 in Berlin

Mit fast 750 Plätzen ist die Motardstraße eines der größten Lager in Berlin. Zurzeit sind dort 424 Menschen untergebracht: 246 AslybewerberInnen, 178 Menschen mit Duldung, davon insgesamt 86 Kinder und Jugendliche (Stand Juni 2006). Die Lebensbedingungen in der Motardstraße 101a können als entrechtet und unmenschlich beschrieben werden, weit unter dem, was als humanitärer Standard anerkannt ist.

Niemand hat die Absicht, ein Ausreisezentrum zu errichten...

Trotz dieser Bekundung des Rot-Roten Senates können wir in der Zentralen Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Berlin in der Motardstr. 101a die Errichtung einer Ausreiseeinrichtung beobachten. Es handelt sich nach § 61 Aufenthaltsgesetz um ein typisch bundesdeutsches Abschiebelager, welche zynisch auch als Ausreisezentren bekannt sind.

Eigentlich fungiert das Flüchtlingslager in der Motardstrasse als  Erstaufnahmeeinrichtung, versteckt in einem Industriegebiet des Berliner Außenbezirkes Spandau. Mit fast 750 Plätzen ist dieses Lager  eines der größten in Berlin. Zurzeit sind dort 424 Menschen untergebracht, 246 Asylbewerberinnen, 178 Menschen mit Duldung, davon insgesamt 86 Kinder und Jugendliche (Stand Juni 2006).

Die Menschen in der Motardstr. 101 a sind entrechtet. Ihre Lebensbedingungen liegen weit unter dem, was als humanitärer Standard anerkannt ist. Die Essensversorgung für die Menschen mit Duldung und für die ersten Tage nach Asylantragsstellung erfolgt über warm gelieferte Essenspakete. Das Essen ist nicht nur eintönig, es ist auch wenig und von miserabler Qualität. Pro Tag gibt es, egal ob Sommer oder Winter, einen Liter zu trinken und ein in Aluschalen geliefertes warmes Essen  der Firma Dussmann, die ihrer Idee eines Kulturkaufhauses mal wieder alle Ehre macht. Dazu morgens und abends ein paar Scheiben trockenes Brot und alter Käse und Wurst in unappetitlichem Zustand. Alle zwei Tage gibt es zudem einen alten Apfel. Dieses Essen enthält nicht die notwendigen Vitamine und Nährstoffe und macht demzufolge auf lange Sicht krank. Auch die perspektivlose Dauersituation eines prekären Aufenthaltes, mit der immer drohenden Abschiebung und dem mit der Lagerunterbringung verbundenen gesellschaftlichem Ausschluss kann psychisch zum sogenannten Lagerkollaps führen. Die Menschen zerbrechen an den Lagerbedingungen und gehen an der staatlich gewollten Entrechtung kaputt.

Die staatliche Strategie hinter der Lagerunterbringung im Allgemeinen ist die Diskriminierung von MigrantInnen, die hier nicht gewollt und im kapitalistischen System nicht verwertbar sind. Aufgrund des Arbeitsverbotes sind die Menschen auf „ Hilfe zum Lebensunterhalt“ angewiesen. Statt Bargeld bekommen sie die tägliche Ausgabe von kargen, monotonen Essensrationen. Hierdurch unterscheidet sich eine Ausreiseeinrichtung von anderen Flüchtlingslagern. Durch die Praxis einiger Berliner Bezirke wird diese Einrichtung zu einem Ausreisezentrum. Diese unmenschliche Entrechtung und der damit verbundene absolute Ausschluss aus der kapitalistisch organisierten Umwelt hat das Ziel, die Leute zum Abtauchen in die Illegalität oder zur Aus- bzw. Weiterwanderung zu zwingen, was dann von behördlicher Seite zynisch als „ freiwillige“ Ausreise bezeichnet wird.

Stoppt das rassistische Lagersystem!
Stoppt Profiteure von staatlichem Rassismus wie Dussmann und AWO Mitte!
Lager schließen- jetzt und überall!

 

Aktionstag Motardstr.101 a: 7.10.2006

  • 10.00h Motardstr. 101 a: Zusammen losfahren!
  • 12.00h S/U Friedrichstr.: Protestkundgebung vor Dussmann
  • 15.00h Protestfest vor der Motardstr. 101 a
Infoveranstaltung: Samstag 30.9.06 18.30 Kinzigstr. 9 (nähe U-Bhf Samariter) | Mobilisierungseite