Hilfe, die Fundis kommen!

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1000 Kreuze in die Spree
"Marsch des Lebens" verhindern!

Wenige Tage vor dem Papstbesuch am 22. September, findet am 17. September in Berlin der dritte „Marsch für das Leben“ der selbsternannten „Lebensschützer_innen“ statt. Schon in den vergangenen zwei Jahren versuchten die Teilnehmenden und Organisator_innen dieses Schweigemarsches, Unwahrheiten über Schwangerschaftsabbrüche zu verbreiten und ihr christlich-fundamentalistisches Weltbild kund zu tun. Das konkrete Anliegen der Lebensschützer_innen lautet, Abtreibungen vollständig zu verbieten. Und mit Sprüchen wie „Danke Mama, ich darf leben!“ sind sie sich nicht zu schade, ihre Kinder dafür zu instrumentalisieren. Dabei sollten die Veranstalter_innen des Schweigemarsches eigentlich ganz zufrieden sein mit Deutschlands Rechtsgrundlage: Eine Abtreibung gilt hier nämlich als eine Straftat (§218 StGB) und kann nur unter ganz bestimmten Bedingungen straffrei vorgenommen werden. Eine Frau, die innerhalb der ersten 12 Wochen ihrer Schwangerschaft abtreiben möchte ohne bestraft zu werden, muss sich zunächst in einer anerkannten Beratungsstelle beraten lassen und sich danach einer dreitägigen Bedenkfrist unterziehen. Nach der 12. Woche muss sie, um abtreiben zu dürfen, beweisen, dass ihre „physische und psychische Gesundheit“ durch die Fortsetzung der Schwangerschaft gefährdet sei.

Die „Lebensschützer_innen“, die das Recht auf ungeborenes Leben schützen wollen, sind Teil des christlichen Fundamentalismus in Deutschland. Sie kämpfen für eine Gesellschaft, die auf der Idee der bürgerlichen Kleinfamilie, einer rigiden Sexualmoral, dem Verbot von Homosexualität und auf Schicksals- und Obrigkeitsergebenheit beruht. Dabei agieren sie nicht immer, wie sie selbst behaupten, gewaltfrei: In sogenannten „Gehsteigberatungen“ versuchen sie Frauen, die eine Abtreibungsklinik aufsuchen, einzuschüchtern und zu bedrängen. Sie blockieren Kliniken und bedrohen und verletzen Ärzt_innen und Frauen, die abtreiben wollen.

Die „Lebensschützer_innen“ berufen sich bei ihrer Forderung, Abtreibungen vollständig zu verbieten, auf extreme Auslegungen der Bibel, bedienen sich aber auch rassistischer, nationalistischer und biologistischer Argumentationen. Dass sie damit nicht nur bei den radikalen Rechten gut ankommen, sondern auch bei einigen Vertreter_innen der christlichen „Volkspartei“, hat sich bereits im letzten Jahr gezeigt, als sich u.a. Annette Schavan und Christian Wulff als Befürworter_innen der christlichen Fundamentalist_innen outeten.

Dass die christlichen Fundamentalist_innen ihren Marsch in diesem Jahr direkt vor den Tag der Berlin-Wahl legen, ist kein Zufall. Ziel der „Lebensschützer_innen“ ist es, politischen Einfluss zu erlangen und die gesamte Gesellschaft im Sinne eines christlichen Fundamentalismus umzugestalten. Dies zeigt sich auch am Auftaktort ihrer Kundgebung direkt vor dem Kanzler_innenamt.

Die Einflussnahme der "Lebensschützer_innen" gilt es aufs Neue zu verhindern! Kommt daher alle am Samstag, den 17.9. um 12 Uhr zum Bundeskanzler_innenamt zur Gegenkundgebung des Whatthefuck!-Bündnis. Weitere Kundgebungen gibt es um 13.30 Uhr Ecke Unter den Linden/Wilhelmstraße und um 15.30 Uhr auf dem Bebelplatz.

Wir wollen uns den Fundis entgegen stellen und lautstark gegen ihre Lügen und ihr fundamentalistisches Selbstbild protestieren. Wir wollen eine Gesellschaft, in der weder christliche Moralvorstellungen noch staatliche Zugriffe auf den Körper über das Leben von Menschen bestimmen. §218 gehört abgeschafft! Frauen müssen selbstbestimmt entscheiden können, ob sie abtreiben oder nicht, ohne dadurch gesundheitliche, rechtliche oder ökonomische Nachteile zu haben. Wir wollen eine Gesellschaft, in der eine Behinderung kein Problem und kein Defizit darstellt. Keine Frau soll sich „verpflichtet“ fühlen, abzutreiben, weil eine Behinderung des späteren Kindes wahrscheinlich erscheint. Wir wollen eine Gesellschaft, in der Sexualität und Begehren jenseits von heterosexuellen Normierungen möglich ist, ohne dass Menschen verbale oder physische Angriffe zu befürchten haben.

Abtreibung gehört zum Leben dazu! Behinderung gehört zum Leben dazu! Lesbische, schwule und queere Sexualität gehören zum Leben dazu!

Termindaten
Datum: 
Samstag, 17. September 2011 - 12:00 bis 20:00
Typ der Veranstaltung: 
Protestkundgebung
Ort der Veranstaltung: 
Bundeskanzleramt (S-Bhf Hauptbahnhof)
Stadt: 
Berlin
Veranstalter_in: 
1000 Kreuze in die Spree