Für die Anwendung des § 23 & gegen die Räumung der besetzten Schule!

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Un­se­re Nach­bar_in­nen der be­setz­ten Schu­le in der Ohlau­er Stra­ße sol­len ge­räumt wer­den. Das wol­len wir nicht zu­las­sen! Wir rufen des­we­gen ge­mein­sam mit ihnen zu einer Demo am Sams­tag auf:

Ya basta! Kha­las! Es reicht! Wir neh­men es nicht län­ger hin, dass wir – Nach­bar­n_in­nen, Freun­de, Be­woh­ner_in­nen die­ser Stadt – immer wei­ter ins ge­sell­schaft­li­che Ab­seits ge­drängt wer­den. Ei­ni­ge von uns, die nach Ber­lin geflüchtet sind, sind in be­son­de­rem Maße von sys­te­ma­ti­scher Aus­gren­zung be­trof­fen: Ber­lin bie­tet nicht Schutz und ein bes­se­res Leben, son­dern Iso­la­ti­on, Lager, Re­si­denz­pflicht und Ab­schie­bung. Des­halb for­dern wir die An­wen­dung des § 23 für all die­je­ni­gen unter uns, die als Re­fu­gees zum Pro­test nach Kreuz­berg ge­kom­men sind und jetzt als gleich­be­rech­tig­te Nach­bar_in­nen hier leben möch­ten. § 23 gibt uns die Chan­ce, ein men­schen­würdi­ge­res Leben zu führen, ei­ge­ne Woh­nun­gen zu mie­ten und selbst für un­se­ren Le­bens­un­ter­halt zu sor­gen.

Bis­her haben sich die Ber­li­ner Po­li­ti­ker_in­nen als un­fä­hig bzw. un­wil­lig er­wie­sen, auf kon­struk­ti­ve Lö­sungs­vor­schlä­ge von Be­trof­fe­nen ein­zu­ge­hen. Statt­des­sen ma­chen sie leere Ver­spre­chun­gen und be­trei­ben eine op­por­tu­nis­ti­sche Sym­bol­po­li­tik wie jüngst in Ge­stalt der ‚Stadt und Land‘-​Wohn­bau­ten-​Ge­sell­schaft: Das städ­ti­sche Un­ter­neh­men, das zu­nächst Woh­nun­gen für eine von Zwangs­räu­mung be­droh­te Fa­mi­lie be­reit­stel­len woll­te, brach kur­zer­hand seine schrift­li­che Zu­sa­ge, um statt­des­sen einen Teil der Re­fu­gees dort un­ter­zu­brin­gen. Wäh­rend die CDU/SPD-​Re­gie­rung eine Po­li­tik für die obe­ren Zehn­tau­send macht, sol­len die we­ni­ger Pri­vi­le­gier­ten um die Ver­tei­lung der letz­ten Brot­kru­men strei­ten: Die einen gehen einer mies be­zahl­ten Ar­beit nach, den an­de­ren ist es ge­setz­lich ver­bo­ten zu ar­bei­ten; die einen kön­nen sich ihre Woh­nun­gen nicht mehr leis­ten, die an­de­ren dürfen sich erst gar keine ei­ge­ne Woh­nung mie­ten.

Doch wir las­sen uns nicht ge­gen­ein­an­der aus­spie­len – nicht von ‚Stadt und Land‘, nicht von den Kar­rie­re­plä­nen ein­zel­ner Grünen-​Po­li­ti­ker_in­nen, nicht von den Macht­spie­len des Se­nats, und auch nicht von einer ras­sis­ti­schen Asyl­po­li­tik, die Men­schen auf­grund ihrer Haut­far­be und Her­kunft das Recht auf freie Ent­fal­tung ver­wehrt.

Wir sind Men­schen, die in die­ser Stadt woh­nen – egal, ob wir hier­her ge­flo­hen oder hier ge­bo­ren sind, ob wir vor vie­len Jah­ren oder erst vor kur­zem in den Kiez ge­zo­gen sind.

Die Woh­nungs­po­li­tik des Se­nats und die Asyl­ge­set­ze ver­fol­gen den glei­chen Zweck: Sie be­vor­tei­len die­je­ni­gen, die so­wie­so schon genug haben, und neh­men denen, die jeden Tag aufs Neue um ihre Exis­tenz kämp­fen, noch das We­ni­ge weg, das ihnen bleibt. Wäh­rend man uns aus un­se­rem Zu­hau­se wirft oder uns in Ab­schie­be-​Knäs­te steckt, weil es an­geb­lich nicht genug für alle gebe, wach­sen die pri­va­ten Ver­mö­gen ei­ni­ger We­ni­ger ins Un­er­mess­li­che. Dabei gibt es in die­ser Stadt genug Mög­lich­kei­ten, dass wir alle ein Leben ohne Exis­tenz­angst und Aus­gren­zung führen kön­nen. Die Ver­drän­gung aus un­se­ren Woh­nun­gen und die ras­sis­ti­schen Asyl­ge­set­ze sind nicht al­ter­na­tiv­los, son­dern po­li­tisch her­bei­ge­führte Miss­stän­de. Sie kön­nen ge­än­dert wer­den, wenn der po­li­ti­sche Wille dazu vor­han­den ist.

Wir stel­len die­ser fehl­ge­lei­te­ten Po­li­tik die Vi­si­on einer Stadt ent­ge­gen, in der nicht die In­ter­es­sen einer pri­vi­le­gier­ten Min­der­heit im Zen­trum ste­hen, son­dern die Bedürf­nis­se aller Men­schen, un­ab­hän­gig von der Her­kunft oder dem Geld­beu­tel. Wir – Geflüch­te­te, Mie­ter_in­nen, so­zi­al Ver­dräng­te, ras­sis­tisch Dis­kri­mi­nier­te – las­sen uns nicht aus­gren­zen. Wir sind Men­schen die­ser Stadt. Wir ge­hö­ren ALLE zu die­ser Stadt. Wir rufen alle Ber­li­ner_in­nen dazu auf, ge­mein­sam mit uns ein Zei­chen zu set­zen: für eine of­fe­ne und bunte Stadt, die sich gegen so­zia­le und ras­sis­ti­sche Dis­kri­mi­nie­rung zur Wehr setzt.

Kommt alle am 14. Juni 2014 um 14 Uhr zur Kund­ge­bung auf der Kreu­zung Ru­di-​Dutsch­ke Stra­ße, Ora­ni­en­stra­ße und Sprin­ger­stra­ße!
Wie jedes Jahr zu die­sem Datum wird dort der Opfer und Be­trof­fe­nen der Ak­ti­on ‚Ar­beits­scheu Reich‘ von 1938 ge­dacht wer­den. Die­ses Jahr soll aber mit die­ser Ak­ti­on vor allem auch ver­stärkt auf die his­to­risch ge­wach­se­nen Kon­ti­nui­tä­ten und Brüche so­zia­ler und
ras­sis­ti­scher Aus­gren­zung hin­ge­wie­sen wer­den.

Um 18 Uhr star­tet dann die Demo für den §23 und gegen die Räu­mung der be­setz­ten Schu­le.

United Neigh­bours: Bündnis Zwangs­räu­mung ver­hin­dern und Re­fu­gee Strike Ber­lin.

Termindaten
Datum: 
Samstag, 14. Juni 2014 - 14:00
Typ der Veranstaltung: 
Kundgebung und Demonstration
Ort der Veranstaltung: 
Kreu­zung Ru­di-​Dutsch­ke Stra­ße, Ora­ni­en­stra­ße und Sprin­ger­stra­ße
Stadt: 
Berlin