Reclaim Power Tour in Berlin
Am Mittwoch, den 24. Juli haben Aktivist_innen der Reclaim Power Tour Station in Berlin gemacht. Auf ihrer Tour durch Deutschland besuchen sie an verschiedenen Orten Gruppe und Initiativen, die sich in Energiekämpfen engagieren. Vor einigen Tagen sind vom Lausitzer Klima- und Energiecamp gestartet. In der Lausitz betreibt Vattenfall eines der klimaschädlichsten Braunkohlekraftwerke Europas und immer wieder müssen Menschen dem Braunkohletagebau des Konzerns weichen. Die Aktivist_innen der Tour radeln gegen Atom, Kohle und Konzerne an und setzen sich für eine Demokratisierung und Ökologisierung sowie Dezentralisierung und soziale Gestaltung der Energieversorgung an. Dabei geht es ihnen auch darum die vielfältigen Energiekämpfe in Deutschland zu vernetzen.
Keine Energiewende ohne Verkehrswende
Zunächst blockierten die rund 30 Radler_innen gemäß dem Motto „Keine Energiewende ohne Verkehrswende“ immer wieder für kurze Zeit den zukünftigen Bauabschnitt der umstrittenen A100 Verlängerung.
Energiearmut bekämpfen
Weiter ging es zum Hermannplatz an dem unter dem Motto „Niemand darf im Dunkeln sitzen – Energiearmut bekämpfen“ eine Mitmachkundgebung stattfand. Auf dem Hermannplatz wurden mit einem Tisch, einem Computer und Lampe sowie einem Kühlschrank eine nette Wohnung eingerichtet. Mit der Aufschrift „Kein Strom“ wurde deutlich gemacht, dass ohne ausreichend Zugang zu Energie ein würdiges Leben kaum mehr möglich ist.
Zunächst machte Vivi von der Basta Erwerbsloseninitiative mit ihrem Redebeitrag auf das steigende Problem von Energiearmut in Berlin aufmerksam. Energiearmut bedeutet, dass Menschen einen immer größeren Teil ihres Einkommens für Energie aufwenden müssen. Wie Vivi berichtete, wurden in Berlin alleine letztes Jahr rund 20.000 Haushalten der Strom abgeklemmt, weil sie ihre Stromrechnung nicht bezahlen konnten. Dies betrifft Erwerbslose und Alleinerziehende besonders stark und führt dazu, dass diese Menschen buchstäblich im Dunkeln sitzen. Die Basta Erwerbsloseninitiave unterstützt Betroffene wieder zu ihrem Recht, d.h. einem Zugang zu Energie, zu kommen. Stefan Taschner vom Berliner Energietisch wies nach dem erfolgreichen Volksbegehren „Neue Energie für Berlin“ darauf hin, dass man auch trotz der Entscheidung des Senats, den Termin für den bindenden Volksentscheid nicht parallel zur Bundestagswahl sondern auf den 3.11. zu legen, die Abstimmung für die Demokratisierung der Energieversorgung gewinnen wird. Jetzt erst Recht! Hannah Schuster (FelS) schließlich wies darauf hin, dass die gegenwärtige Energiepolitik eine Umverteilung von unten nach oben darstellt das aber Initiativen wie der Berliner Energietisch eine echte Alternative hin zu einer sozial-ökologischen Transformation ist. Im Rahmen der Kundgebung interviewten die Aktivist_innen Passant_innen auf dem Hermannplatz zum Thema Energiearmut, um herauszufinden inwieweit die Menschen in Neukölln davon betroffen sind, welche Strukturen sie dafür verantwortlich machen und was sie dagegen tun können.
Energiekämpfe Demo am Abend
Zum Abschluss des Tages gab es dann noch eine Energiekämpfe Demo, die vom Oranienplatz durch die Reichenbergerstraße bis zum Lausitzerplatz zog. Mehr als 100 Menschen forderten ein Energiesystem von unten, in dem Energie als Grundrecht und nicht als Ware verhandelt wird und das mit einer echten Demokratisierung und Ökologisierung der Energieversorgung einhergehen muss. Am Ende wurde der Energieriese Vattenfall symbolisch zu Fall gebracht. Damit das auch Wirklichkeit wird, wird FelS zusammen mit dem Berliner Energietisch und anderen Initiativen mit unterschiedlichsten Aktionen durch den Sommer und den Herbst darauf hinarbeitenden Energie-Volksentscheid am 3.11. zu gewinnen