Mayday 09: Farbattacke auf Finanzministerium

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Farbflecke auf dem Finanzministerium

1. Mai um 16:20 Uhr am Bundesfinanzministerium. Dutzende Farbeier fliegen aus der Maydayparade auf den grauen Bau in der Wilhelmstraße. Darunter tanzen demonstrantInnen und über ihren Köpfen tanzen Regenschirme. Nach einer Minute ist es vorbei. Fast 100 Farbeier sind an der Fassade des Finanzministeriums zerplatzt. Die Ecke Leipziger Straße-Wilhelmstraße leuchtet weithin sichtbar "ganz schön bunt" wie ein Polizeisprecher sagt.

Die Farbattacke ist ein charmant vorgetragener Protest an der Krisenpolitik der Regierung. Auf Papierschnippseln, die bei der Aktion auch durch die Luft flogen, war zu lesen: "Wir sollen für die Krise bezahlen. Das tun wir heute - in unserer Währung. Die ist bunt, 300g schwer, liegt gut in der Hand und hat beste Flug-Eigenschaften. Der Kapitalismus ist in der Krise? Der Kapitalismus IST die Krise. Wer dieses System retten will und die Krise auf ArbeiterInnen, Erwerbslose und prekär Beschäftigte abwälzt, riskiert soziale Unruhe. Bitte schön."

Danke schön! Die Farbei-Aktion war gut vorbereitet und als mitmach-Aktion geplant. In den Minuten davor wurden mehrere hundert Farbbeutel auf der Maydayparade verteilt. Ein Beipackzettel informierte kurz und bündig: "Wirf mich wenn du das Signal hörst. Danach: Ruhe bewahren. Wechsle deine Kleidung wenn du kannst und verlasse unauffällig die Demonstration"

Das war nicht mal nötig, denn die überraschte Polizei griff nicht ein. Es wäre auch schwer gewesen WerferInnen zu identifizieren denn sie waren teilweise maskiert und machten sich die vielen Schirme auf der Parade zu nutze. Das Maydaybündnis hatte aufgerufen Schutzschirme für Prekäre mitzubringen. Aus Protest gegen das Krisenmanagement der Regierung. Damit sind potentiell alle 3-4000 TeilnehmerInnen der Parade verdächtig. Viel Spaß beim Suchen!

Die Aktion ist für die fröhliche Maydayparade eine Neuheit, aber auch für die Demonstrations-Kultur in Berlin am 1. Mai. Die Farb-fans haben sich ein politisches Ausdrucksmittel (wieder-) erobert. Der Versuch eine Regelverletzung zu organisieren, an der sich viele Menschen spontan beteiligen können und eine gut sichtbare Spur zu hinterlassen ist geglückt. Eine Mayday-Demonstrantin sagte es direkt nach der Aktion so: "Das war ja ganz einfach." Vielleicht macht das Beispiel ja Schule.

Auch die OrganisatorInnen des Mayday distanzierten sich ausdrücklich nicht von der Aktion. In einer Pressemitteilung schreiben sie: "Das war keine unpolitische Randale sondern eine deutliche Meinungsäußerung. Wenn große Demonstrationen mit mehreren 10000 Teilnehmern keine Bedeutung mehr haben und es immer noch Hartz IV gibt, ist es verständlich wenn die Menschen andere Ausdrucksformen suchen. Das Finanzministerium scheint für viele ein symbolischer Ort gewesen zu sein um zu zeigen, das sie mit den derzeitigen Verhältnissen nicht einverstanden sind."

Quelle: http://de.indymedia.org/2009/05/249090.shtml

Farbeier im Anflug auf das Finanzministerium
Farbflecke auf dem Finanzministerium
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