Goldene Kakerlake besucht Neujahrskonzert der AWO Berlin-Brandenburg
Antirassistische Aktivisten besuchten am Samstag den 17. Januar die Benefizveranstaltung in Berlin, um auf die unmenschlichen Machenschaften der AWO Berlin Mitte hinzuweisen. Sie verteilten Flugblätter zur Lebenssituation von Flüchtlingen in dem Berliner Lager Motardstr und zeigten ihre mobile Fotoausstellung über das Lager.
Mit ihrem Neujahrskonzert in der Philharmonie wollte sich die AWO Berlin-Brandenburg in Gegenwart von Oberbürgermeister Wowereit und Ministerpräsident Platzeck am heutigen Samstag selbst feiern.
Das nahm die seit langen Jahren in der Flüchtlingssolidarität aktive „Initiative gegen das Chipkartensystem“ zum Anlass, über die AWO-Mitte als Betreiberin des umstrittenen Flüchtlingslagers Motardstraße in Spandau zu informieren. Dieses Lager dient sowohl als „Erstaufnahmeeinrichtung“ für Asylsuchende als auch als heimliches „Ausreisezentrum“. Viele der BewohnerInnen sind Flüchtlinge, deren Asylanträge abgelehnt wurden, die jedoch nicht im Besitz identitätsausweisender Papiere sind und deshalb nicht abgeschoben werden können. Durch repressive Maßnahmen wie die Einweisung in die Motardstraße sollen sie zu einer „freiwilligen“ Ausreise bewegt werden.
Die Einweisung in die Motardstraße bedeutet für die Betroffenen, dass sie nur noch Unterkunft und Verpflegung in Form von Eßpaketen, jedoch keinen Cent Bargeld mehr erhalten. So fehlen ihnen nicht nur jegliche Mittel für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, sondern auch für rechtliche Schritte. Die BewohnerInnen dürfen zwar das Lager verlassen, haben aber ohne Geld und Fahrkarten keine legale Möglichkeit Verkehrsmittel zu benutzen.
Das Lager Motardstraße liegt in einem Spandauer Industriegebiet, in direkter Nachbarschaft zweier Kohlekraftwerke und einer Müllverbrennungsanlage und besteht aus zweistöckigen Containern, welche von Stacheldraht umgeben sind. Das Personal versucht, BesucherInnen fernzuhalten, die soziale Kontakte zu den BewohnerInnen aufnehmen und gemeinsam mit ihnen die Situation verbessern wollen. Zusätzlich gibt es hygienische Probleme, u. a. einen anhaltenden Kakerlakenbefall.
In Begleitung einer riesigen Kakerlake forderte die Initiative deshalb die AWO-Mitglieder auf, durch eine verbandsinterne Auseinandersetzung für einen Rückzug der AWO aus diesem Menschenverachtenden Geschäft zu sorgen. Auf der Jugendbundeskonferenz der AWO gab es bereits entsprechende Diskussionen, da viele Mitglieder die Grundsätze der AWO, die sich zum Schutz von Flüchtlingen verpflichtet hat, verletzt sehen.
Bilder gibt es hier http://de.indymedia.org/2009/01/239684.shtml