Copa pra quem?
Die Vorbereitungen des Megaevents gingen einher mit schweren Menschenrechtsverletzungen, zahlreichen Zwangsräumungen und Vertreibungen armer Bevölkerungsschichten aus den Zentren vieler Städte des lateinamerikanischen Landes. So sind bis zu 250.000 Brasilianer und Brasilianerinnen von Zwangsumsiedlungen betroffen oder bedroht. Im Vorhinein der WM wurden viele Menschen mittels Polizeigewalt und Militär vertrieben, um neue überdmimensionierte Sportanlagen zu bauen und Infrastruktur nach den Interessen kapitalkräftiger Bevölkerungsgruppen zu schaffen.
Die Ausrichtung der WM mit allen von der FIFA aufgezwungen Knebelverträgen hat das Land tief gespalten. Während für teure und überdimensionierte Fußballstadien und Infrastrukturprojekte sowie die Aufrüstung des Sicherheitsapparats Gelder in Milliardenhöhe ausgegeben wurden, fehlen Finanzmittel für Bildung, Gesundheit und notwendige Investitionen in grundlegende Infrastruktur, die nach den Interessen und Bedürfnissen der lokalen Bevölkerung ausgerichtet ist.
Seit mehreren Jahren wehren sich die Menschen gegen die WM, die gerne von Eliten als Vorwand genutzt wird, um eine kapitalistische Umstrukturierung der Städte des Landes rücksichtslos voranzutreiben. In Städten wie Rio, werden neoliberale Stadtentwicklungsstrategien schon seit vielen Jahren von politischen Entscheidungsträger*innen und wirtschaftlichen Eliten gepusht. Bewusst werden Megaevents genutzt, um die städtische Räume umzustrukturieren – dabei werden öffentliche Räume kommerzialisiert und privatisiert. In Armut lebende Menschen werden im Zuge dessen immer weiter in die Peripherie gedrängt.
Die Menschen wehren sich auf vielfältige und kreative Weise gegen diese Prozesse. Der Staat begegnet ihren Protesten und Widerstand mit harter Hand und Repression. Polizei und Militär gehen mit Gummigeschossen, Wasserwerfern, Tränengas und scharfer Munition gegen die Demonstrierenden vor. Eine neues Antiterrorgesetz soll demnächst ratifiziert werden und wird den legitimen Protest der Menschen weiter kriminalisieren. Protestierende werden als Terroristen diffamiert und für die Teilnahme an Protesten drohen ihnen bis zu 30 Jahre Haft.
Vielen Menschen lassen sich von der Gewalt und Hetze des Staates nicht abhalten. Aus den Massenprotesten anlässlich des Confed-Cup vor einem Jahr sind viele kleinere Demos und Aktionen mit politisch klareren Botschaften entstanden. Anti-WM-Komitees planen Aktionen in allen großen Städten, oft sind soziale Bewegungen wie die der Landlosen, von LGBT-Gruppen oder die Obdachlosen dabei. Letztere besetzen leerstehende Gebäude und brachliegende Flächen oder blockieren wichtige Verkehrsachsen gezielt zur Rushhour.
Einige Gewerkschaften und selbstorganisierte Streiks nutzen die Bühne der WM und die damit verbundene Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit, um die Sichtbarkeit für ihre Anliegen zu erhöhen und ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Jedoch schließen sich aktuell nur einige wenige, wie etwa die Lehrer*innen und die Uni-Angestellten den Anti-Copa-Protesten an. So wurden am ersten WM-Tag die Flughäfen in Rio und in Sao Paulo bestreikt. Es bleibt abzuwarten, ob sich die großen Massenproteste aus dem letzten Jahr wiederholen. Die mediale Hetzte gegen die Proteste und die Furcht vor polizeilichen Übergriffen zeigen offensichtlich Wirkung.
FelS ist solidarisch mit all denjenigen, die sich gegen die kapitalistische Inwertsetzung der Städte erheben und für ihre Teilhabe und ihr Recht auf Wohnen kämpfen. Wir solidarisieren uns mit den Protesten gegen die kommerzielle Ausrichtung der WM und gegen die FIFA!
Não Vai Ter Copa!