LagerinvenTour
Stellt ein Flüchtling in Berlin oder Brandenburg einen Asylantrag, so wird er zunächst in einer sogenannten Erstaufnahmeeinrichtung untergebracht. Nach der Anhörung werden sie auf verschiedene Asyllager in Berlin und Brandenburg verteilt. Das Leben im Lager ist geprägt von Fremdbestimmung, Kontrolle und Isolation und geht einher mit weiteren Entrechtungsprozessen. So erhalten Flüchtlinge Lebensmittelpakete oder Gutscheine statt Bargeld, dürfen oftmals nicht arbeiten, kein Geld sparen, ihnen kann mittels der "Residenzpflicht" untersagt werden, ihren Landkreis zu verlassen und vieles mehr. Um gegen das menschenverachtende und rassistische System der Lager aktiv zu werden, haben wir uns mit anderen antifaschistischen und antirassistischen Gruppen und Einzelpersonen, zum Bündnis gegen Lager (BgL) zusammengeschlossen.
Wir verstehen Lager als Teil des europäischen Grenzregimes, welches jedes Jahr Tausende von Menschen das Leben kostet. Gleichzeitig sind Lager als Teil des Abschiebesystem eines der sichtbarsten Ausdrücke von strukturellem Rassismus. Jedes Lager ist Teil dieses Systems, dienen sie doch dazu, Flüchtlinge und Migrant_innen zu kontrollieren und damit einen einfachen Zugriff auf sie zu haben. Die Institution Lager wurde geschaffen, um diskriminierende Ausschlüsse zu produzieren. Den Flüchtlingen soll gezeigt werden, dass sie nicht zur Mehrheitsgesellschaft gehören. Gleichzeitig wird der Mehrheitsgesellschaft vermittelt, dass die „Insass_innen“ gefährlich sein müssten, weil sie ja sonst nicht von staatlicher Seite gezwungen würden, in einem Lager zu leben. Einer unserer kontinuierlichen Arbeitsschwerpunkte ist es deshalb, regelmäßig ein Lager in Brandenburg zu besuchen. Dort versuchen wir die Flüchtlinge mit wichtigen Informationen zu versorgen und sie bei ihrer politischen Selbstorganisation zu unterstützen, um die systematische Isolation zu brechen.